Kriminologie und Seelsorge:
Eine Verbindung von Menschlichkeit und Verständnis


Kriminologie und Seelsorge mögen auf den ersten Blick wie zwei sehr unterschiedliche Disziplinen erscheinen, doch bei genauerer Betrachtung zeigen sich zahlreiche Überschneidungen und Synergien, die beide Bereiche miteinander verbinden. Beide Disziplinen stellen den Menschen in den Mittelpunkt und beschäftigen sich intensiv mit menschlichem Verhalten, jedoch aus verschiedenen Perspektiven und mit unterschiedlichen Methoden und Zielen. Während die Kriminologie kriminelles Verhalten wissenschaftlich untersucht, Präventionsstrategien entwickelt und sich mit den Ursachen und Folgen von Kriminalität beschäftigt, bietet die Seelsorge emotionale und spirituelle Unterstützung in Lebenswidrigkeiten und fördert das Zuhören sowie die Empathie.

Durch meine zahlreichen Gespräche mit strafrechtlich verurteilten Personen habe ich erkannt, dass es sich um Menschen wie uns alle handelt. Der Unterschied liegt darin, dass sie oft nicht dieselben Chancen im Leben hatten wie wir. Viele von ihnen hatten nicht die Voraussetzungen, um ein Leben zu führen, das den gesellschaftlichen Normen entspricht. Zu sagen, sie hätten sich einfach für ein besseres Leben entscheiden können, greift zu kurz. Viele haben nie gelernt, mit Schwierigkeiten umzugehen, verfügen nicht über Bewältigungsstrategien und haben keine Resilienz entwickelt. Das soll jedoch keinesfalls ihre Straftaten rechtfertigen. Vielmehr sind auch sie Menschen, die jemanden brauchen, der ihnen zuhört und ihnen das Gefühl gibt, verstanden zu werden: Durch die vielen Gespräche und die kritischen Lebensereignisse, die die Verurteilten erlebt haben, habe ich ein tieferes Verständnis dafür entwickelt, was das Leben bedeutet und wie es funktioniert. Dies ist der Grund, warum ich als Seelsorger für alle Menschen zur Verfügung stehe.

In unserer schnelllebigen und digitalisierten Welt nehmen die Belastungen und Lebenswidrigkeiten stetig zu. Beruf und Privatleben in Einklang zu bringen, wird mitunter immer schwieriger, und die allgemeine Unzufriedenheit wächst. Mit Beruf, Familie, Herausforderungen und gesellschaftlichem Druck – oft fehlt es an Begeisterung und Freude im Leben, da der Alltag von Verpflichtungen und Stress geprägt ist.

Ich habe mich dazu entschieden, seelsorgerisch tätig zu sein, weil ich einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten möchte. Dies ist nicht dazu da, um mein eigenes Leben zu kompensieren (Helfersyndrom), sondern basiert auf den wertvollen Erkenntnissen, die ich während meines Studiums und meiner langjährigen Tätigkeit in der Arbeit mit Menschen gewonnen habe. Diese Erkenntnisse möchte ich einsetzen, um sowohl in der Kriminologie als auch in der Seelsorge einen positiven Beitrag zu leisten.

Seelsorge ist für mich nicht an eine Kirche oder Institution gebunden – sie dreht sich um uns Menschen, um Sie, um mich, um uns alle. In den meisten Gesprächen wird Gott nicht erwähnt, was keine Rolle spielt.
Seelsorge ist mehr als nur Kirche und Gott. Wenn jemand an etwas Größeres glaubt und dies im Gespräch einfließen lässt, ist das bereichernd. Wenn nicht, ist das Gespräch ebenso wertvoll, denn der Mensch steht im Mittelpunkt.

Egal ob verurteilter Strafgefangener, Polizist oder Zivilist, es geht immer um den Menschen und dessen Lebenswidrigkeiten. Ich höre zu und betrachte die Lebensherausforderung der Betroffenen aus mehreren Perspektiven, suche gemeinsam mit ihnen nach neuen Lösungsansätzen und gehe auf ihre emotionalen und spirituellen Bedürfnisse ein. Dabei ist es unerheblich, welche Institution oder Biografie jemand mitbringt. Jeder Mensch hat seine eigene Geschichte und seine eigenen Herausforderungen, und diese stehen im Zentrum meiner Arbeit.

Das Bedürfnis nach Hilfe oder das Suchen nach einem Gespräch ist kein Zeichen von Schwäche, sondern zeigt vielmehr die Stärke, eigene Lebenswidrigkeiten anzuerkennen und aktiv nach Unterstützung zu suchen.

Das gemeinsame Gespräch kann helfen, Widrigkeiten im Leben zu erkennen, Hintergründe zu verstehen, neue Wege zu entdecken und sich den Herausforderungen des Lebens zu stellen.

Eines möchte ich mitgeben: Je unvollkommener das Leben, desto besser, denn aus solchen Situationen wachsen wir und es ergeben sich neue Chancen. Wichtig ist es jedoch, diese Chancen zu erkennen und nicht dazu zu neigen, alle Ressourcen und Gedanken den Herausforderungen zu widmen, anstatt sich dem Neuen zu öffnen. In diesem Zusammenhang bringe ich gerne meine langjährige Erfahrung, die ich in der Praxis und durch universitäre Ausbildungen erworben habe, ein.