Vom Phänomen der Lieblingskinder: Ursachen, Auswirkungen und Wege zur Familienharmonie und meine Empfehlungen

Der Artikel von Daniela Lukaßen-Held im Spektrum der Psychologie beleuchtet das Phänomen, dass viele Eltern ein Lieblingskind haben, und erforscht die Auswirkungen dieser Vorliebe auf die Familienstrukturen sowie die psychische Gesundheit der betroffenen Kinder. Die Analyse basiert auf Forschungsergebnissen von Wissenschaftlern der University of California in Davis und der Purdue University.

Der Artikel hebt hervor, dass in vielen Familien, entgegen dem Wunsch der Eltern, ein Kind den Eindruck haben kann, von den anderen Geschwistern benachteiligt zu werden. Dies wird durch Studien gestützt, die zeigen, dass etwa 65 Prozent der Mütter und 70 Prozent der Väter ein Lieblingskind haben. Interessanterweise ergab eine Studie aus dem Jahr 2009, dass fast die Hälfte der befragten Erwachsenen den Eindruck hatte, dass ihre Mütter sie in der Kindheit unterschiedlich behandelt hatten.

Die Ursachen für diese Vorlieben sind vielfältig und oft subjektiv geprägt. Die Geburtsreihenfolge spielt eine Rolle, wobei Väter tendenziell die jüngste Tochter bevorzugen, während Mütter eher den ältesten Sohn bevorzugen. Eine weitere Studie aus dem Jahr 2017 ergab, dass jüngere Geschwister generell eine engere Bindung zu den Eltern haben, was zu einem höheren Maß an Zuneigung führen kann.

Die Forschung weist darauf hin, dass Eltern oft dasjenige Kind bevorzugen, das ihnen am ähnlichsten erscheint. Persönlichkeitsmerkmale, die den Eltern vertraut sind, können dazu führen, dass sie sich stärker mit einem bestimmten Kind verbunden fühlen. Jedoch betont die Familienberaterin Martina Stotz, dass es auch Fälle gibt, in denen die bevorzugten Kinder und ihre Eltern aufgrund von Ähnlichkeiten häufiger in Konflikte geraten.

Neben persönlichen Präferenzen können äußere Faktoren wie ein niedriges Selbstwertgefühl, Stress und finanzielle Schwierigkeiten dazu führen, dass Eltern ein Kind bevorzugen. Die Ungleichbehandlung wird oft als Kompensation für andere Belastungen in der Familie betrachtet.

Besonders problematisch wird die Situation für diejenigen Kinder, die sich dauerhaft benachteiligt fühlen. Studien von Jill Suitor und ihrem Team legen nahe, dass solche Kinder als Erwachsene häufiger Anzeichen von Depressionen zeigen. Dies gilt insbesondere, wenn sie den Eindruck haben, dass sie am meisten in Konflikt mit den Eltern geraten sind. Martina Stotz betont, dass kurzfristige Bevorzugungen durch den anderen Elternteil kompensiert werden können, aber langfristige Ungleichbehandlung erhebliche Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl haben kann.

Die Geschwisterbeziehungen können ebenfalls stark beeinträchtigt werden. Die Studie von Hegola Ross und Joel Milgram aus dem Jahr 1982 zeigt, dass die anhaltende Bevorzugung eines Kindes zu Rivalitäten und Konflikten unter den Geschwistern führen kann. Sogar Kinder, die als Lieblingskinder bevorzugt werden, können im späteren Leben häufiger depressive Symptome entwickeln. Dies könnte auf Geschwisterspannungen im Zusammenhang mit der Ungleichbehandlung zurückzuführen sein.

Die Experten empfehlen, dass Eltern zwar nicht alle Kinder gleich behandeln müssen, aber dennoch darauf achten sollten, alle Kinder fair zu behandeln. Im Falle von Benachteiligung sollte die Kommunikation offen sein, und die Gefühle des betroffenen Kindes sollten ernst genommen werden. Strategien wie festgelegte Zeiten für exklusive Aktivitäten mit jedem Kind können dazu beitragen, die Bindung zu stärken. Bei wiederholter Benachteiligung kann professionelle Hilfe von Therapeuten oder Familienberatungsstellen in Erwägung gezogen werden.

Abschließend wird betont, dass es vielleicht unvermeidlich ist, dass Eltern Lieblingskinder haben, aber sie haben die Möglichkeit, wie sie mit dieser Präferenz umgehen. Eine individuelle Behandlung jedes Kindes und eine offene Kommunikation können dazu beitragen, die negativen Auswirkungen zu minimieren und die Geschwisterbeziehungen zu fördern.

Mein wissenschaftlicher Zugang:

Kinder, die sich in ihrer Familie benachteiligt fühlen, tragen nicht nur kurzfristige, sondern auch langfristige Belastungen. Die Dimensionen dieser Ungleichbehandlung prägen nicht nur ihre Kindheit, sondern beeinflussen auch nachhaltig ihre psychische Gesundheit und Lebensqualität im Erwachsenenalter.

Die psychologischen Effekte der Benachteiligung erstrecken sich über den Moment hinaus und hinterlassen tiefe Spuren im emotionalen Wohlbefinden der Kinder. Das Gefühl, nicht verstanden zu werden, kann zu einem geringen Selbstwertgefühl führen, das sich bis ins Erwachsenenalter zieht. Die Folge sind langfristige Belastungen wie Depressionen und Angststörungen, die das allgemeine Lebensglück erheblich beeinträchtigen können.

Die Herausforderungen, die mit der Benachteiligung einhergehen, beeinflussen die Fähigkeit, gesunde zwischenmenschliche Beziehungen zu entwickeln. Kinder, die sich nicht verstanden fühlen, könnten Schwierigkeiten haben, Vertrauen aufzubauen und beziehungsweise sozial kompetent zu agieren. Dies kann sich langfristig auf ihre Integration in die Gesellschaft auswirken.

Die langfristigen Auswirkungen der Benachteiligung zeigen sich auch in schulischen Leistungen und beruflichen Perspektiven. Kinder, die das Gefühl haben, nicht verstanden zu werden, könnten Schwierigkeiten haben, sich optimal zu entwickeln. Dies könnte ihre Bildungs- und Karrieremöglichkeiten im Erwachsenenalter einschränken.

Die psychologischen Belastungen der Benachteiligung können sich auch physisch manifestieren. Langfristiger emotionaler Stress erhöht das Risiko für gesundheitliche Probleme. Zudem könnten Schwierigkeiten, Lebenszufriedenheit zu erreichen, durch ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber Beziehungen und dem Leben an sich geprägt sein.

Um diesen langfristigen Auswirkungen entgegenzuwirken, sind gezielte Maßnahmen von entscheidender Bedeutung. Frühzeitige psychologische Unterstützung kann dazu beitragen, dass sich Kinder besser verstanden fühlen und ihre Widerstandsfähigkeit stärken. Intensive familiäre Interventionen sind ebenso wichtig, um eine unterstützende Umgebung zu schaffen, die die negativen Folgen der Benachteiligung mildert.

Insgesamt verdeutlicht die umfassende Analyse der Langzeitwirkungen von Benachteiligung die Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen und spezifischer Unterstützung. Kinder wollen nicht nur materiell, sondern vor allem emotional verstanden werden, und dies sollte im Mittelpunkt jeder Strategie zur Förderung ihrer psychischen Gesundheit stehen.

Meine Empfehlung:

Eltern, die darum bemüht sind, eine gesunde und unterstützende Umgebung für ihre Kinder zu schaffen, können mehrere Aspekte beachten, um Benachteiligung zu vermeiden und die positive Entwicklung ihrer Kinder zu fördern:

  • Offene Kommunikation: Schaffen Sie einen Raum für offene Gespräche, in dem Kinder sich sicher fühlen, ihre Gedanken und Gefühle auszudrücken.
  • Aktives Zuhören: Hören Sie aufmerksam zu, um die Perspektiven und Bedürfnisse jedes Kindes zu verstehen. Kinder möchten das Gefühl haben, dass ihre Meinungen ernst genommen werden.
  • Einzigartige Persönlichkeiten: Erkennen Sie die Einzigartigkeit jedes Kindes an und schätzen Sie seine individuellen Stärken und Interessen.
  • Gerechte Behandlung: Bemühen Sie sich, alle Kinder gleichmäßig zu behandeln und sicherzustellen, dass keine offensichtlichen Vorlieben für ein bestimmtes Kind existieren.
  • Qualität und Quantität: Verbringen Sie sowohl qualitativ hochwertige als auch ausreichende Zeit mit jedem Kind. Gemeinsame Aktivitäten fördern eine starke Eltern-Kind-Bindung.
  • Exklusive Momente: Planen Sie spezielle Zeiten für jedes Kind, um sicherzustellen, dass es sich individuell geschätzt fühlt.
  • Gefühle ernst nehmen: Achten Sie darauf, die Gefühle Ihrer Kinder ernst zu nehmen und ihnen zu zeigen, dass Sie ihre Sichtweise verstehen.
  • Unterstützung in Herausforderungen: Bieten Sie emotionale Unterstützung, insbesondere in schwierigen Phasen, um ein starkes Vertrauensverhältnis aufzubauen.
  • Transparente Regeln: Stellen Sie klare Regeln auf, die für alle Kinder gelten, um ein Gefühl der Gerechtigkeit zu fördern.
  • Erklärungen bei Ungerechtigkeiten: Wenn Ungleichbehandlung unvermeidbar ist, erklären Sie dies transparent und betonen Sie, dass alle Kinder gleich geschätzt werden.
  • Familienaktivitäten: Unternehmen Sie gemeinsame Aktivitäten als Familie, um den Zusammenhalt zu stärken und allen Kindern die Möglichkeit zu geben, positive Erlebnisse zu teilen.
  • Gemeinsame Werte: Etablieren Sie gemeinsame Werte und Prinzipien, die von der gesamten Familie geteilt und respektiert werden.
  • Frühzeitige Intervention: Wenn Eltern das Gefühl haben, dass eine Benachteiligung entsteht oder bereits besteht, sollten sie professionelle Hilfe in Betracht ziehen, um geeignete Strategien zur Familienverbesserung zu entwickeln.
  • Familienberatung: Eine professionelle Familienberatung kann dazu beitragen, die Dynamik zu verstehen und unterstützende Veränderungen zu fördern.

Indem Eltern aktiv auf die emotionalen Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen, offene Kommunikation fördern und gerechte Behandlung sicherstellen, können sie dazu beitragen, eine gesunde Familienumgebung zu schaffen, die die positiven Entwicklungen ihrer Kinder fördert.

Zurück zur Newsübersicht